Joe Holles
„Wir sollten den Tourismus und die Landwirtschaft miteinander verbinden, um beide Bereiche zu stärken“
Joe Holles (geb. 1984 in Hemel Hempstead/Großbritannien) ist Präsident des Vereins Tramuntana XXI, Vorstandsmitglied der Mallorca Preservation Foundation und des Cercle d'Economia, Manager der Finca Son Moragues und Produzent des berühmten Dokumentarfilms Overbooking aus dem Jahr 2019. Und er ist einer der kompetentesten Experten für Tourismus und Natur auf Mallorca, insbesondere die Serra de Tramuntana. Im Alter von fünf Jahren kam er auf die Insel, die er besser kennt als die meisten Mallorquiner, und nimmt aus Liebe zu ihr kein Blatt vor den Mund.
Text César Mateu Moyà
Fotografie Íñigo Vega
Sie haben Philosophie studiert. Warum fühlt sich ein Philosoph so stark mit einer Gegend wie der Serra de Tramuntana verbunden?
Mein Philosophiestudium legte den Grundstein für alles Weitere. Im Anschluss ergaben sich Projekte zur Tramuntana und zu Umwelt und Nachhaltigkeit. Die Verbindung erklärt sich ganz einfach durch die inspirative Kraft der Serra de Tramuntana und das, wofür sie steht.
Sie arbeiten und leben dort, wo Sie aufgewachsen sind...
Ja. Es hat sich viel verändert, seit ich als Fünfjähriger nach Valldemossa kam, aber ich bin froh, das alles miterlebt zu haben und weiterhin meine Verbindung zur Natur aufrecht zu erhalten.
Wofür steht die Serra de Tramuntana?
Sie zeigt, wie Menschen im Lauf der Jahrhunderte einen lebensfeindlichen Raum in ein bewohnbares und nachhaltiges Umfeld verwandeln können. Vor ein paar hundert Jahren war es praktisch unmöglich, dieses Land zu bewirtschaften – bis Wildoliven veredelt und Terrassen angelegt wurden.
Wie kam es dazu, dass so viele Menschen über so lange Zeit ihr Leben mit der Serra verbanden?
Aus purer Notwendigkeit, und dank Generationen von willensstarken Frauen und Männern, die hier einen Lebensraum geschaffen haben. Für Nahrungsmittel, eine Unterkunft und Brennholz zum Heizen und Kochen gestalteten sie die Landschaft, kultivierten Olivenhaine, bauten Terrassen... Die Olivenhaine verhüten Brände, und durch die Terrassen sickert der Regen, der unsere Grundwasserleiter auffüllt.
Ein positiver Kreislauf.
Ganz genau. Nachhaltig und gleichzeitig profitabel, wobei jeder Faktor zählt. Heute ist das Verhältnis zwischen Mensch und Natur gestört: Wir ersetzen nicht das, was wir konsumieren; wir genießen das Landleben zwar oberflächlich, geben das Land aber auf. Deshalb droht die Serra de Tramuntana in ihrer heutigen Gestalt zu verschwinden.
Und wie können wir sie bewahren?
Die einzige Möglichkeit, eine landwirtschaftliche, von der UNESCO zur Kulturlandschaft erklärte Umgebung zu erhalten, ist die Reaktivierung der Produktionsstruktur. Die Erhaltung des Milieus der Serra de Tramuntana verlangt nach einem tragfähigen Wirtschaftsmodell. Die Produktion eines Liters Wein oder Öl in den Bergen geht im Vergleich zur Ebene mit bis zu zehnmal höheren Kosten einher, und nur wenige sind bereit, diese Preise zu zahlen.
Wie lässt sich eine dauerhaft nachhaltige Bewirtschaftung erzielen?
Ich glaube an Innovation unter respektvoller Wahrung der Tradition. Wir brauchen innovative Produkte und Produktionsweisen oder Synergien mit anderen Branchen, wie z.B. dem Tourismus. Genau darauf fokussiert sich ein Großteil unserer Arbeit bei Tramuntana XXI: auf die Suche nach Synergien und den Interessensausgleich zwischen öffentlicher Nutzung und Privateigentum, Landwirtschaft und Tourismus, Nachhaltigkeit und Profitabilität…
Hängt die Zukunft der Landwirtschaft in der Serra de Tramuntana vom Tourismus ab?
Nicht ausschließlich, aber es stimmt schon, dass Touristen oft genug Kaufkraft besitzen und bereit sind, mehr für ein Produkt aus der Serra zu bezahlen. Vor allem, wenn gut kommuniziert wird, dass der höhere Preis ein Beitrag zum Erhalt der Gegend ist, die sie besuchen.
Ist es für Sie als Exekutivproduzent der Dokumentation Overbooking kein Widerspruch, den Tourismus einerseits anzuprangern und ihn andererseits zu verteidigen?
Overbooking prangert nicht den Tourismus an sich an, sondern beleuchtet vielmehr das Versagen eines Modells, das die Werte der besuchten Gegend nicht ausreichend würdigt und z. B. keinen Bezug zur Landwirtschaft herstellt. Eine zentrale Schlussfolgerung dieses Dokumentarfilms ist, dass wir – wie Tramuntana XXI – versuchen sollten, den Tourismus stärker mit der Landwirtschaft zu integrieren, um so beide Bereiche zu stärken.
Und welchen Beitrag leistet die Mallorca Preservation Foundation?
Wir leiten – meist ausländische – Spenden an lokale Initiativen weiter, die die Nachhaltigkeit auf Mallorca unmittelbar positiv beeinflussen können. Wir helfen [...]
--------
Lesen Sie den ganzen Artikel in IN PALMA 67. Gefällt Ihnen unser Magazin? Dann abonnieren Sie IN PALMA doch für 1 Jahr, und Sie erhalten die nächsten 4 Ausgaben frei Haus.