Die Entdeckung des Meeres
Als die ersten Ausländer nach Mallorca kamen und in ihren Bikinis die Strände bevölkerten, baten viele junge Mallorquinerinnen ihren Gemeindepfarrer um Erlaubnis, ebenfalls im Meer schwimmen zu dürfen – wenn schon nicht im Bikini, dann wenigstens im Badeanzug. Seither sind ein paar Sommer vergangen…
Text César Mateu Moyà
Das Meer und seine Strände werden noch gar nicht so lange zum Sonnenbaden, Schwimmen oder Entspannen in der Freizeit genutzt. Es wurde lange als von schrecklichen Ungeheuern bewohnter Ort gefürchtet, und seine Gewässer waren somit unsicher und unerforscht.
Das änderte sich vor dreihundert Jahren, als englische Ärzte ihren Patienten Meerbäder als Kur gegen Melancholie, Rachitis, Lepra, Gicht, Hysterie und andere Krankheiten zu verordnen begannen. Auch in der Romantik befassten sich Maler und Schriftsteller mit der idyllischen Vorstellung vom Meer als Ort perfekter Entspannung.
Auf Mallorca war damals natürlich alles ganz anders als heute. Früher war Land in Meeresnähe relativ wertlos. Im Erbfall erhielt der Erstgeborene üblicherweise das Land in der Inselmitte, das sich am besten zur Bewirtschaftung eignete und daher am ertragreichsten war, während jüngere Geschwister Grundstücke in Meeresnähe erbten, die als minderwertig galten, da man dort nichts anbauen konnte.
Der erste „Influencer“, der Mallorca besuchte und sich unsterblich in die Insel verliebte, war der österreichische Erzherzog Luis Salvador. Unter dem Pseudonym Graf Neudorf schrieb er hier das Buch Die Balearen, in dem er seine Erlebnisse auf einer „unberührten Insel im Mittelmeer“ schildert. Dieses Buch erregte die Aufmerksamkeit vieler europäischer Adliger und Großbürger. Immer mehr kamen nach Mallorca, um sich mit eigenen Augen von der Schönheit zu überzeugen, die der Erzherzog in seinem Werk beschrieb.
Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts gab es zwei wichtige Tourismuszentren: El Terreno in Palma, wo man berühmte Intellektuelle wie Gertrude Stein, Robert Graves und Georges Bernanos antreffen konnte, und Formentor, wo der argentinische Dichter und Millionär Alan Diehl das legendäre Hotel Formentor bauen ließ, das von den bedeutendsten Persönlichkeiten jener Zeit besucht wurde – vom Prinzen von Wales und Charles Chaplin ebenso wie von der intellektuellen Elite Europas und Amerikas.
Während sich also die ersten Touristen in eine halbvergessene Insel [...]
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