Carlos Darder

„Ich wollte immer eine Sirene oder ein Engel sein“

Seit seinem achten Lebensjahr hält Carlos Darder (geb. 1998 auf Mallorca) Momente mit der Kamera fest – und damit für die Ewigkeit. Seine Fotos berühren ihn so sehr, dass er manchmal fast verrückt wird vor Freude. 2020 hat er mit seinem Partner Luke den Bildband Falling in Love veröffentlicht; dieses Jahr erscheint ein weiterer mit Selbstporträts aus seiner Zeit in Berlin.

Ihre Mutter war Buddhistin. Inwiefern hat das Ihre Kindheit und Ihr späteres Leben beeinflusst?

Es hat mich gelehrt, das Leben aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Ich hatte eine fantastische Kindheit, sie war die Grundlage für meine Kreativität, die sich nach und nach weiterentwickelt hat. Ich wollte immer eine Sirene oder ein Engel sein und einfach losfliegen. Mir gefiel der Gedanke, nach Lust und Laune fortgehen und zurückkehren zu können. Und genau so lebe ich heute.


Absolut, denn heute leben Sie in Los Angeles in Kalifornien. Wie ist das für Sie, so weit weg von zuhause zu sein, in einem völlig anderen Umfeld?

Hier lebt man wie im Film. Noch nie habe ich mich irgendwo so wohl gefühlt wie hier. Egal, wo ich bisher gewohnt habe – es ist mir immer schwergefallen, mental zur Ruhe zu kommen, aber hier funktioniert das sehr gut, jedenfalls im Moment. Ich weiß: hier bin ich zuhause. Außerdem haben Los Angeles und Mallorca einiges gemeinsam, wie z. B. die Strände und die Berge... Auf Mallorca spüre ich immer eine magische Energie.


Was ist für Sie Freiheit?

Mit mir selbst im Einklang und dort glücklich zu sein, wo ich gerade bin – das ist für mich Freiheit. Um mich frei zu fühlen, muss ich mich dort, wo ich gerade bin, wohlfühlen, und so geht es mir jetzt zum ersten Mal in Los Angeles. Früher endete jeder meiner Umzüge mit Depressionen und dem Verlust meiner Kreativität, deshalb bin ich immer wieder nach Mallorca zurückgekehrt.


Woher beziehen Sie Ihre Kreativität und die Energie für Ihre Projekte?

Kreativität ist eine mentale Kraft, eine Energie, mit der man Neues schaffen kann; sie kommt aus einem selbst. Oft möchte mein Kopf etwas kreieren, aber mein Körper sperrt sich, und dann geht die Kreativität verloren. Das passiert mir z. B., wenn ich traurig bin, oder wenn ich zu lange an ein und demselben Ort war. Ich muss neue Dinge und Orte sehen, um kreativ bleiben und mich lebendig fühlen zu können.


Wie definieren Sie sich?

Ich möchte die Welt so zeigen, wie ich sie sehe. Oft kommt es mir so vor, als wäre ich gar kein Teil von ihr; dann wieder akzeptiere ich sie einfach, ohne mich zu fragen, was ich eigentlich hier mache.


Wie kamen Sie ausgerechnet auf die Fotografie als Ausdrucksmedium?

Mein Zwillingsbruder und ich haben die Fotografie quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Kaum etwas macht mich glücklicher, als einen schönen Moment festzuhalten und zu wissen, dass er für die Ewigkeit bleibt. Wenn das fertige Bild dann auch noch genau meiner Vorstellung entspricht, werde ich manchmal fast verrückt vor Freude. Aber auch die Entwicklung einer Filmrolle mit Fotos, die ich schon vergessen hatte, macht mich glücklich. Manchmal nimmt mich das so mit, dass mir die Tränen kommen.


Wir arbeiten Sie?

Sehr intuitiv. Ich lasse mich gerne treiben und fotografiere dann das, was mich anspricht oder inspiriert. Für wirklich wichtige Arbeiten nutze ich allerdings Mood Boards (ein Arbeitsmittel für die schnelle Visualisierung von Vorstellungen oder Worten auf ein und demselben Trägerelement).


In Ihren Fotos spielen Spiritualität, Selbstporträts und nackte Haut eine sehr große Rolle. Woher kommt das?

Die Spiritualität verdanke ich meiner Mutter. Und mit der Zeit wurde ich mir [...]


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