Balthazar Klarwein

„Es ist Zeit, umzudenken“

Balthazar Klarwein (geb. 1985 in Palma) ist in Deià in einer Umgebung von Kunst und Natur aufgewachsen. Das hat ihn geprägt. Nachdem er u.a. für große Marken hinter der Kamera stand, ist es für ihn an der Zeit, sich mit sehr persönlichen Film- und Videokunstprojekten selbst Ausdruck zu verschaffen.

Balthazar Klarweins Haus ist nur über eine schmale, steile Straße mitten in der Natur am Rande von Fornalutx zu erreichen. Jeder Baum am Straßenrand touchiert das Auto. Wir kurbeln und manövrieren und arbeiten uns voran, bis wir endlich da sind.

„War die Anfahrt schwierig?“ fragt Balthazar gleich, als er uns sieht.

Unsere Antwort lautet „Ja“.

„Dann weiß ich nicht, wie Sie nach Son Rullán gekommen wären!“

Son Rullán ist Balthazars Elternhaus in Deià. „Der Weg dorthin war noch viel unzugänglicher als hierher. Dazu erzähle ich Ihnen eine Anekdote: Meine Eltern wollten, dass ich in Son Rullán geboren würde, aber zum Haus führte nur eine unbefestigte Straße, die selbst mit einem Geländewagen kaum befahrbar war. Kurz vor meiner Geburt bekam meine Mutter Angst, es könnte Komplikationen geben und niemand könnte zu Hilfe kommen. So wurde ich schließlich in der Calle Apuntadores mitten in Palma geboren.“


An diesem zauberhaft schönen Ort mit Panoramablick auf ein Dorf im Herzen der Serra de Tramuntana, den Puig de l'Ofre zur Linken und den Puig Major direkt im Rücken, findet also unser Gespräch statt, während das harmonische Zwitschern der Vögel uns auf totale Entspannung in der Natur einstimmt.

Balthazar wuchs in Deià auf, „in einer sehr kosmopolitischen und familiären Gemeinschaft; unsere Eltern wechselten sich mit der Zubereitung des Mittag- und Abendessens für uns Kinder ab.“ Sein Vater Mati war ein bekannter Maler psychedelischer Bilder, seine Mutter Laure war ebenfalls Künstlerin. „Obwohl meine Eltern mir ihre Werte subtil durch Museums-, Konzert- und Kinobesuche vermittelt haben, haben sie mir nie vorgeschrieben, was ich tun sollte; ich bin sehr frei aufgewachsen, und sie haben mich immer unterstützt“, sagt Balthazar.


Als Kind fuhr er gerne Skateboard, aber da er vor wilderer Akrobatik zurückschreckte, begann er, die Stunts seiner Freunde mit der Videokamera seines Vaters zu filmen. So nahm seine Beziehung zu Bildern ihren Lauf.

Bald arbeitete Balthazar für viele Kunden aus der Modewelt „gewerblich, so dass ich keine Zeit für meine persönlicheren Projekte hatte. Die habe ich jetzt vor einiger Zeit in Angriff genommen.“

Im Sommer 2019 drehte er in Deià den Kurzfilm Yo diablo, „meinen ersten Film mit Schauspielern und Dialogen. Wir ließen viel Raum für Spontaneität und Experimente. Der Film thematisiert den Egoismus und die Habgier und zeigt meine satirische Sicht der Gesellschaft durch Selbstkritik. Ich wollte das Ende einer Ära zeigen“, erklärt er. Der Kurzfilm wurde noch nicht veröffentlicht; zurzeit wartet man auf die Rückmeldung verschiedener Filmfestivals.


„Es fällt mir schwer, meine Arbeit zu definieren; ich mag keine Berufsbezeichnungen. Ich habe als Kameraassistent angefangen, dann war ich Editor, Videofilmer, fotografischer Direktor, technischer Leiter, Regieassistent, ich war Filmemacher, audiovisueller Autor... Auf meinem Instagram-Account schreibe ich mal Filmemacher, mal Künstler, aber ich denke immer: ‚Wie prätentiös!‘ Vielleicht schließe ich den Account auch, keine Ahnung“, sinniert er.

Balthazar definiert sich über seine kreative Ausdrucksweise: „Ich versuche, über Modelle meiner selbst nachzudenken, wer ich sein kann, und nutze meine Kreativität zum Ausloten meiner Facetten.“

Seine Arbeiten thematisieren seine Anliegen: „Wie sollen wir uns als Gesellschaft, als Menschen, als Individuen verhalten? Wie die Welt immer positiver sehen und neue Facetten der Lebendigkeit entdecken, der Auseinandersetzung mit der Realität, des Bewusstseins ...“


„Wir befinden uns gerade in einer Realitätskrise“, fährt er fort, „auch wenn das nicht jedem klar ist. Die Gesellschaft [...]


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