Abraham Calero

Freigeist

Abraham Calero ist ein Freigeist. Er durchstreift die Straßen Palmas auf der Suche nach Mauern und Türen, auf die er seine Träume, aber auch seine täglich wachsenden Sorgen projizieren kann. Calero ist in Madrid aufgewachsen, hat in Vigo studiert und in Barcelona gelernt; jetzt ist er auf Mallorca kreativ tätig. Hier ist seine Geschichte.

„Als ich klein war, faszinierte mich das Klicken der Kamera meines Vaters. Immer wenn er nicht achtgab, schnappte ich sie mir, um damit zu spielen. Diese Kamera zieht sich durch all meine Kindheitserinnerungen“, erinnert sich Abraham. Viele Jahre später ist die Kamera immer noch ein treuer Reisebegleiter und die Fotografie ein Gefühl, eine Zuflucht, „extrem spannend und extrem furchteinflößend.“


Obwohl seine Leidenschaft der Fotografie galt, studierte Abraham Meereswissenschaften in Vigo. Als er nach seinem Abschluss keine Arbeit fand, zog er nach Barcelona und fing als Hilfsarbeiter auf dem Bau an. „Neben der Arbeit begann ich, mich mit Fotografie zu befassen, und allmählich ergaben sich immer mehr Projekte, bis ich irgendwann nichts anderes mehr machte.“ Aber eines Tages war er es leid, nur Beobachter zu sein und seine eigenen Empfindungen in den Auftragsarbeiten nicht ausdrücken zu können.

Zu dieser Zeit zog er nach Mallorca, nach einer Beziehung, die ihm mehr Kraft genommen als gegeben hatte. „Ein Freund bot mir eine Arbeit als Unterwasserfotograf bei der Cousteau-Stiftung in Cabrera an, und ich sagte zu. Ein Winter in Colonia de Sant Jordi eröffnete mir eine neue Perspektive, eine Gelegenheit, meine Gedanken und Gefühle zu überdenken und neu zu ordnen“, gesteht er.


Seine anschließende Aufgabe als Umwelttechniker bei der Stadt Palma kombinierte er mit der Liebe zur Fotografie und wurde bald vom bloßen Beobachter zum kreativen Gestalter. „Der Wendepunkt kam für mich in dem Moment, in dem ich die Fotografie als Sprache verstand, in der ich nicht nur einen visuellen Eindruck definiere, sondern in der ich einen Denkanstoß zu einem Austausch geben möchte. Zuerst lernt man sprechen, und wenn man sprechen kann, drückt man das aus, was man wirklich sagen will“, erklärt Abraham. „Als Fotograf gelangt man an einen Punkt, an dem einen alle visuellen Eindrücke faszinieren; der unglaubliche Input an Energie, Bildern und Schönheit weckt das Bedürfnis, eine eigene künstlerische Sprache zu entwickeln und zu verfeinern, statt nur etwas festzuhalten.“


Nach diesem persönlichen Entwicklungsprozess trat plötzlich die urbane Kunst in Abrahams Leben. „Vor etwa vier Jahren ließ mich die Fotografin und Künstlerin Marina Molada wissen, dass sie gerne mit mir zusammenarbeiten würde. Zunächst hatte ich keinen genauen Plan, aber nach der Rückkehr von einer Reise in den Senegal haben wir ein Gemeinschaftsprojekt in Son Gotleu durchgeführt, und ab da gab es kein Zurück mehr. Urbane Kunst bringt mich ins Gleichgewicht und gibt mir ein gutes Gefühl.“

In Abraham existieren zwei Parallelwelten: „Meine persönlichen Projekte sind sehr düster, ich bleibe damit immer im Halbdunkel; die urbane Kunst hingegen gibt mir Licht.“


Die Menschen freuen sich, wenn sie ihn beim Vorbeilaufen am Arbeiten sehen, erzählt er, „einige haben mir sogar schon mal ein Bier mitgebracht.“ Aber das Schönste ist, „wenn man nach einer Weile an den Ort seines Schaffens zurückkehrt, und die Leute sich an dich erinnern", fügt er hinzu, während ihm die schönste Anekdote im Zusammenhang mit urbaner Kunst einfällt. „In Son Gotleu kam eine Frau aus dem Maghreb einmal weinend auf mich zu, weil sie seit dem Verlassen ihres Landes keine einzige Zeile aus dem Koran mehr gelesen hatte. Sie war emotional stark bewegt, und ich dann auch.“


Abraham macht urbane Kunst, weil er sich dadurch frei fühlt. „Ich mache[...]


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