Establecimientos emblemáticos

Die Seele der Stadt

Manche von ihnen haben zwei Weltkriege überstanden. Und die Globalisierung. Und das Coronavirus. Nur wenige Läden Palmas führen ihr traditionelles Geschäft seit Generationen mit unverminderter Leidenschaft fort (auch wenn es sie schon seit 300 Jahren gibt). Deshalb lohnt es sich immer, einen Blick hineinzuwerfen – und sie zu unterstützen.

La Pajarita
Cafés Llofriu
Mimbrería Vidal

Bei einem Bummel durch Palma überkommen einen unweigerlich nostalgische Gefühle. Der Süßwarenladen Can Frasquet, die Bäckerei Forn des Teatre (wenigstens ist das Art Nouveau-Schild erhalten geblieben) und der Schreib- warenladen Casa Roca haben nach über hundert Jahren ihre Türen geschlossen. Mehr als ein Jahrhundert waren sie Zeitzeugen der Geschichte, arbeiteten hier mehrere Generationen einer Familie Hand in Hand, von den Großeltern bis zu den Enkeln. Es ist schön und auch bewegend zu sehen, dass es immer noch viele Leute gibt, die im Zeitalter von Amazon und Aliexpress traditionelle Geschäfte bevorzugen, statt im Internet Dinge zu kaufen, die man weder angefasst noch (an)probiert noch gerochen hat.

Noch immer kommt es vor, dass sich vor dem Kurzwarenladen Merceria Àngela (Av. Jaime II, 33), der seit mehr als 300 Jahren besteht, eine Schlange bildet. Die Kunden werden von Besitzer Miquel Aguiló ausgesucht höflich bedient, während er flink zwischen Verkaufstisch und unzähligen Holzschachteln hin und her flitzt, die die Geheimnisse der Haute Couture bergen: tausende Knöpfe, Fadengarn in allen Farben, Krawatten, Strumpfhosen, Fächer... „Früher arbeiteten außer meinem Vater und mir vier Verkäufer hier. Heute bin ich allein und hoffe, ich kann diese Arbeit bis zur Rente machen. Dann werden wir sehen.“


Am Eingang von La Pajarita (C. San Nicolás, 2) weist ein Schild auf das Eröffnungsjahr 1872 hin. Das Gourmetgeschäft war der erste Kolonialwarenladen in Palma. „Wir waren die Ersten, die unbekannte Waren aus Übersee nach Mallorca importierten“, erinnert sich Javier Mulet, der zur fünften Familiengeneration gehört, die das Geschäft leitet. Bald wird die sechste Generation übernehmen. Dank La Pajarita konnten die Mallorquiner zum ersten Mal Bananen kosten, die in einer extra beleuchteten Ecke des Ladens drapiert wurden, um Kunden anzulocken. Dann folgte der Sekt Moët & Chandon und in den 70ern wurde das Geschäft um das anliegende Lokal erweitert.


Pedro Juan Massanet gehört nicht zur Familie Martorell, ist jedoch trotzdem seit anderthalb Jahren Geschäftsführer des Can Joan de s’Aigo (C. de Sanç, 10). Nach seinem Ableben vermachte Juan Martorell, der selbst keine Nachkommen hatte, das seit 1700 bestehende Café seinen acht Neffen, die zur dritten Generation der Familie gehören, deren Firmengeschichte mit dem „Schneeverkäufer“ Joan de s’Aigo begann, der den Schnee des Tramontana-Gebirges nach Palma brachte und das erste Mandeleis, heute der Star der Speisekarte, kreierte. „Alle Generationen haben auf die Bewahrung traditioneller Werte gesetzt: gute Qualität, hohes Engagement und Liebe zur Arbeit, um ein breites Publikum zu bedienen“.

1866 benutzte Herr Llofriu einen Kohleröster für seinen Kaffeeladen in einer Querstraße der Calle San Nicolás. Als er in Rente ging, übernahm eine Familie aus Andratx das Geschäft. Trotz zahlreicher Veränderungen wirbt der Kaffeeladen mit demselben Firmenzeichen aus dem 19. Jahrhundert, dem ältesten seiner Art auf Mallorca.


Mitte des 16. Jahrhunderts gab es auf Mallorca 16 offiziell erfasste Seilereien. Heute ist die Mimbrería Vidal (C. Corderia, 26) eines der wenigen Geschäfte, wo man weiterhin Körbe, Korbwaren und dergleichen kaufen kann. Der Enkel des ersten bekannten Eigentümers, Tomás Vidal, repariert immer noch Stuhlgeflechte. Voller Stolz erzählt er, dass er seine Produkte übers Internet nun auch international verkauft, z. B. nach Deutschland oder Großbritannien.


Das sind nur einige der circa 90 von der Palma Activa - Stadt Palma (www.palmaactiva.com) gelisteten Traditionsgeschäfte. Unter anderem gehören dazu auch so berühmte Institutionen wie die Bar Bosch, die Casa Vila, der Celler Sa Premsa, das Colmado Colom, der Forn de la Glòria, La Veneciana, der Juwelierladen Pinya-Grau oder auch Vidrierías Gordiola – Orte, die ein kleines Stück großer Stadtgeschichte erzählen.

La Pajarita
Cafés Llofriu
Mimbrería Vidal
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